Die besondere Aufgabe der IAG Gentechnologiebericht besteht darin, das komplexe Feld der Gentechnologien in Deutschland in einer messbaren und repräsentativen Form für den fachlich interessierten und vorgebildeten Laien/Laiinnen aufzuschließen. Dabei geht es weniger darum, eigene Daten zur Gentechnologie zu erheben; vielmehr sollen Problemfelder und Indikatoren erarbeitet und diese mit vorhandenen und als relevant beurteilten Daten in ein Verhältnis gesetzt werden.
Für eine solche Herangehensweise wurde ein sozialwissenschaftlich motivierter Ansatz etabliert, der es ermöglicht, systematisch zu den Entwicklungen in der Gentechnologie und zu deren Implikationen in wissenschaftlicher, ökonomischer, ökologischer, ethischer, politischer und gesellschaftlicher Hinsicht Stellung zu nehmen.
Um die für die Erhebung von Problemfeldern maßgebliche „öffentliche Wahrnehmung“ abbildbar zu machen, werden jeweils über den Zeitraum von einem Jahr mittels einer Schlagwortsuche alle Beiträge in ausgewählten überregionalen und auflagenstarken Zeitungen und Zeitschriften zum Fundus der Problemfelderhebung erhoben. Zudem sind einschlägige Stellungnahmen situativ beachtet. Die so eruierten Texte werden inhaltsanalytisch ausgewertet, verschlagwortet und zu Problemfeldern zusammengefasst, die jene thematisch zugespitzten Fragestellungen im Kontext der Gentechnologien verdichten.
Die Problemfelder werden in Bezug zu vier sogenannten Leitdimensionen gesetzt, die einen Orientierungsrahmen bieten. Dieses Vorgehen macht transparent, dass die Problemfelder inhaltliche Verbindungen zu übergeordneten Sachgebieten aufweisen und es ermöglicht, die zunächst aus der allgemeinen öffentlichen Diskussion abgeleiteten Problemfelder auf Vollständigkeit zu überprüfen und so eine übergeordnete, gesamtgesellschaftliche Sicht zu erhalten. Als solche Leitdimensionen fungieren: Wissenschaft, Ökonomie, Soziales und Ethik. Sie verdeutlichen, dass technische Neuerungen stets in vielseitigen Wechselwirkungen stehen.
Leitdimensionen und Problemfelder werden gemeinsam für alle Themenbereiche grafisch dargestellt. Die Anordnung der Problemfelder verdeutlicht, zu welcher der unterschiedlichen Dimensionen diese primär gehören und welche Querbezüge und Schnittmengen sie untereinander auszeichnen. Dass eine solche Zuordnung nicht immer eindeutig sein kann, ergibt sich aus der Multiperspektivität der Themen. Durch das Mittel dieser grafischen Darstellung ist zudem ein Hinweis gegeben, in welcher Intensität die entsprechenden Problemfelder artikuliert werden.
In einem nächsten Schritt geht es darum, verwandte Problemfelder zu operationalisieren, um messbare und vergleichbare Aussagen über den jeweiligen Themenbereich zu gewinnen. Dies geschieht, indem für die Problemfelder adäquate Indikatoren angegeben werden, durch die die Problemfelder beschreibbar werden. Nicht jedem Problemfeld lassen sich aber automatisch auch Indikatoren zuordnen. Im Kontext vieler der Technologien werden etwa ethische Konsequenzen für das Leben verhandelt, die sich nicht vergleichbar darstellen lassen. Eine ansonsten entstehende Leerstelle wird durch eine qualitative Beschreibung eingefangen.